Die Schlagersängerin Miri Leonardo spricht mit mir über Ihre Mobbing-Erfahrung und macht
allen Menschen Mut, die das gleiche Schicksal ereilt.
Liebe Miri Leonardo,
ich freue mich sehr, dass ich Sie für das Interview gewinnen konnte. Immerhin ist es kein leichtes Thema. Ich finde es bewundernswert, dass Sie für sich einen Weg gefunden haben, das Mobbing zu verarbeiten. Ich erhoffe mir von dem Interview Inspiration für viele Menschen da draußen, die gerade unter Mobbing leiden.
Sie wurden hauptsächlich im Netz übel beleidigt und angegriffen. Von Menschen, die Sie persönlich gar nicht kennen. Was hat das in Ihnen ausgelöst?
ML: Im ersten Moment ist es für mich unerklärlich, dass Menschen, die mich gar nicht kennen, online ein Urteil über mich abgeben. Ich bin ein sehr reflektierter Mensch und versuche in jeder Situation, das Positive zu sehen. Mir war sofort klar, dass es gar nichts mit mir persönlich zu tun hat, sondern eher die Unzufriedenheit des Gegenübers widerspiegelt.
SS: Sie haben das völlig korrekt eingeordnet. Mobber erheben sich mit Ihren Attacken und fühlen sich stark und sicher. Das “gute Gefühl” verblasst allerdings genauso schnell, wie es sich eingestellt hat und die nächste Attacke muss neues Adrenalin produzieren. Ein Teufelskreis, aus dem Angreifer und Opfer allein kaum herausfinden können.
Sie hatten bzw. haben sicher liebe Menschen um sich, die Ihnen den Rücken gestärkt haben?
ML: Meine Familie steht in jeder Lebenslage hinter mir und stärkt mich. Ich weiß, dass es da draußen viele Menschen gibt, die keine Unterstützung haben. Diese sollten sich dringend diese Unterstützung in Form deines Angebots, liebe Sonja, holen und es auch annehmen. Ich bekomme oft Nachrichten von jungen Frauen, die mich und meine Geschichte als Vorbild nehmen. Ich versuche, hier ein offenes Ohr zu haben und meine Einstellung dazu weiterzugeben. Wir Menschen sollten generell mehr unserem Gegenüber ein offenes Ohr schenken, denn so kann man viele Probleme lösen. Kommunikation ist der Schlüssel zu fast allem.
SS: Das kann ich zu 100% unterschreiben. Die Menschen haben keine richtige Kommunikation mehr. Es scheint mir nur noch darum zu gehen, dass man zuerst angreift, bevor man selbst angegriffen wird. Dabei ist es gar nicht so schwer, gewaltfrei zu kommunizieren. Ich fahre mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Stadt und bekomme einiges zu hören. Da kann man nur noch mit dem Kopf schütteln. Wir haben kein Gesetz speziell gegen Mobbing, aber dennoch kann man sich gegen Beleidigungen, Nötigungen etc. wehren.
Solche Anfeindungen sind rechtswidrig. Und man kann sich durchaus juristisch wehren. War Ihnen das bekannt?
ML: Es kommen oft Menschen auf mich zu, die sagen: „Du stehst in der Öffentlichkeit und musst damit leben.“ Meine Antwort darauf ist ein ganz klares Nein! Denn auch wir, die Menschen in der Öffentlichkeit, sind Menschen mit Gefühlen, Träumen und Visionen. Jeder Mensch ist wertvoll. Mir ist absolut bewusst, dass man sich hier juristischen Beistand holen kann. Das würde ich jedem empfehlen, der merkt, dass er mit der Situation nicht mehr selbstständig klarkommt.
SS: Damals habe ich das Gerücht gestreut, dass ich bei der nächsten Attacke Strafanzeige erstatte. Das hat tatsächlich Respekt bei den Mobbern ausgelöst. Natürlich muss man das auch durchziehen, wenn man bei dem Arbeitgeber bleibt. Ich empfehle, täglich Einträge in ein Mobbing-Tagebuch. Dabei ist einiges zu beachten, sonst kann man es vor Gericht nicht verwenden.
Ihnen hat die Musik geholfen, Ihr Mobbing zu verarbeiten! Das finde ich ganz wunderbar…Hätten Sie sich jemals träumen lassen, dass Sie mit Ihren Songs eines Tages ganz vielen Menschen Kraft geben, die Ähnliches durchmachen?
ML: Mein Song „Das alles bin ich“ ist ein Song für Kämpfer:innen
in dieser Welt. Mit diesem Titel möchte ich den Menschen Mut machen, zu sich selbst zu stehen und an ihre Träume zu glauben! Es gibt viele Hürden, die wir im Leben überwinden müssen. Doch genau diese Herausforderungen bringen uns oft dazu, noch stärker zu werden, nach vorne zu schauen und umso härter für unsere Ziele zu kämpfen. Kein Mensch auf dieser Welt hat das Recht, einen anderen Menschen zu mobben, und ich schenke jedem da draußen ganz viel Liebe.
SS: Das möchte ich einfach so unkommentiert wirken lassen…
Angenommen, Sie werden erneut mit Anfeindungen – ähnlich wie in der Vergangenheit konfrontiert – könnten Sie heute gelassener damit umgehen?
ML: Definitiv! Ich würde sehr gerne mal einem dieser Mobber entgegentreten und fragen: Warum? Warum tust du das? Was hast du davon?
SS: Das ist durchaus ein Mittel der Wahl. Kann allerdings nur zu Beginn des Mobbings funktionieren. In Phase 3 ist es dafür leider schon zu spät und wirkt hilflos. Absolut verständlich und nachvollziehbar sind diese Fragen allemal. Deswegen ist es so wichtig zu wissen, wie Mobbing abläuft und welche Dynamiken es hat. Aber es gibt Hoffnung! Niemand muss das allein und für immer durchmachen.
Was möchten Sie Menschen mit auf den Weg geben, die unter Mobbing leiden?
ML: Hallo Du! Genau du, der/die jetzt diesen Artikel liest: Du bist wundervoll! Lass dich von anderen nicht runterziehen, geh deinen Weg und zeig allen, dass du stärker bist, als sie es erwarten. Denn nur du gehst deinen Weg, und nur du weißt, was es bisher für eine Kraft gekostet hat, diesen Weg zu gehen. Du bist stark, einzigartig und eine Bereicherung für unsere Gesellschaft. Schön, dass es dich gibt.
SS: Ich hätte es nicht besser ausdrücken können!
Herzlichen Dank, liebe Miri, dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben. Ich freue mich auf Ihre nächsten Auftritte und ganz besonders, dass Köln eine neue Künstlerin beheimatet. Toi, Toi, Toi!